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Interview mit einem Schüler

Interview mit einem Schüler: Ole K.

Im Folgenden gibt ein fortgeschrittener Schüler der Zhen Wu einen Einblick in seinen „Gong Fu Lebenslauf“. 

  1. Wie alt bist Du und wie lange bist Du schon im Gong Fu unterwegs? Ich bin jetzt 26 Jahre alt, seit etwa acht Jahren in der Welt der Kampfkunst unterwegs, fünf davon im Kung Fu.
  1. Was hat Dich damals dazu bewogen, mit Gong Fu anzufangen? Wie kamst Du zur Zhen Wu?
    Ich bin neu nach Osnabrück gekommen und habe mich nach Trainingsmöglichkeiten umgesehen. Durch mein vorheriges Training hatte ich ein gewisses Verständnis von Körpermechanik entwickelt und bei einem Probetraining Taiji habe ich dann bei Jochen Laoshi ein ganz anderes Level von Verständnis und Bewegungsqualität gesehen, das mich überzeugt hat von ihm zu lernen. Seitdem ist Kung Fu für mich Zugang zu immer neuen Entwicklungsmöglichkeiten.
  1. Wo liegt im Training Dein Fokus? Was trainierst Du zur Zeit am intensivsten?
    Mein persönliches Interesse ist die Selbstverteidigung, entsprechend trainiere ich viel in diese Richtung und bilde mich auf verschiedene Art und Weisen fort. Im Kung Fu interessiert mich der Übertrag auf andere Aspekte des Lebens, ob für eine Selbstverteidigungssituation oder als Möglichkeit, den anderen Herausforderungen des Lebens besser gegenübertreten zu können. Entsprechend versuche ich genau zu verstehen, welche Qualitäten Kung Fu entwickeln kann und wie man sie pragmatisch trainiert um einen Übertrag auf den Alltag zu haben. Dafür fokussiere ich mich vor allem auf die Grundlagen, Struktur und Kraftübertragung, anhand vermeintlich einfacher Grundtechniken wie der Wolkenhände aus dem Taiji, der Grundtechniken des Tong Bei und der acht Schritte und acht Stellungen des Tang Lang, sowie den Techniken der Qi Shou-Formen der beiden Stile.

 4. Was hat Dich dazu bewogen in der Zhen Wu zu bleiben? 
An vielen Orten in der Welt der Kampfkunst geht es sehr politisch zu. Status ist wichtiger als der eigene Lernfortschritt. In anderen Stilen zu trainieren wird oft nicht gern gesehen oder gar verboten. Der Zhen Wu liegt eine Idee von Offenheit gegenüber anderen Stilen und den Lernmöglichkeiten die sie bieten zugrunde. Ich habe hier eine Gruppe gefunden, in der jeder an sich und seinen Fähigkeiten arbeiten kann und seinen persönlichen Zugang zum Kung Fu finden, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen. Ich habe inzwischen in vielen Stilen mit vielen Lehrern trainiert und überall Dinge gefunden, die ich in meine persönliche Praxis einbinden kann. Ich bin sehr dankbar, dass mir die Zhen Wu eine Umgebung bietet, in der ich mich auf meine eigene Art und Weise entwickeln kann und dafür Unterstützung erfahre. 

  1. Gab es einen besonderen Moment in Deinem „Gong Fu Leben“ an den Du immer wieder zurück denken magst?
    Beim Sommercamp 2017 hatte ich die Gelegenheit zu einem Privattraining mit Zhang Laoshi. Im Schnelldurchlauf schaute er sich meinen gesamten Lernstand in Tong Bei und Taiji an und gab mir jeweils kleine Hinweise. Diese Hinweise kommen immer wieder zu mir zurück: Je mehr ich übe und je mehr Zeit vergeht, desto mehr verstehe ich davon. Sie haben mir einen Weg aufgezeigt, auf dem ich langsam voranstolpere.
  1. Wie meinst Du, hast Du es geschafft, ein „Fortgeschrittener“ Schüler zu werden? 
    Fortgeschritten ist einfach eine Bewertung, die irgendwann dazukommt. Sie zeigt, dass ich mich über eine längere Zeit ernsthaft mit der Materie auseinandergesetzt habe und einen Zugang zu den Grundlagen gefunden habe. Ich bin sehr froh, dass wir in der Zhen Wu-Osnabrück keine Gürtel haben und Statusfragen damit in den Hintergrund rücken, trotzdem ermöglicht mir die Anerkennung als Fortgeschrittener andere Entwicklungsmöglichkeiten und dafür bin ich dankbar.
  1. Was sind Deine Ziele für die Zukunft?
    Das Schöne am Kung Fu ist, dass der nächste Schritt immer einfach ist: Üben. Dann Reflektieren und mehr üben. Ich will in der Zukunft meine eigenen Ideen zum Kung Fu klarer herausarbeiten, die Dinge, die ich aus verschiedenen Quellen gelernt habe besser zusammenbringen und mich so selbst weiterentwickeln. Dazu gehört auch, diese Ideen weiterzugeben.
  1. Gibt es Dinge die Du in der Zhen Wu vermisst?
    Mit der aktuellen Gruppe ergibt sich leider wenig Möglichkeit zum Sparring, ich würde gerne mehr spielerisch an Anwendungen arbeiten. Mit ein bisschen Suchen finden sich dafür aber immer Möglichkeiten.
  1. Was würdest Du einem Anfänger in der Zhen Wu gerne mit auf den Weg geben?
    Das wichtige im Kung Fu ist der eigene Zugang zu den Dingen. Auch wenn es manchmal so scheint, als ginge es darum, immer noch mehr Techniken und Formen zu lernen: Das wirkliche Lernpotential steckt im „Wie“ und nicht im „Was“. Am Anfang steht man da und lässt alles über sich ergehen, versucht nur zu imitieren was die anderen tun. Gerade im Anfängerbereich haben die Stunden eine klare Struktur, es werden immer ähnliche Dinge in ähnlichen Abfolgen gelernt. Wenn man zuhause versucht, etwas nachzuvollziehen was in der Stunde passiert ist, dann kann man sich Abfolgen merken. Und wenn man weiß, was als nächstes kommt, dann kann man Anfangen sich mit der Technik auseinanderzusetzen und die Hinweise zum „Wie“ zu verarbeiten, die der Lehrer gibt. Und dann geht es richtig los.

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