SANDA.2010 – Eine Nachbetrachtung

Bild mit freundlicher Unterstützung von http://www.kungfu-herne.de

Gestern fand zum ersten Mal (aber bestimmt nicht zum letzten Mal) das Sanda Event für Newcomer in Herne beim GEA Happel statt. Organisator war Christian Kubiak Laoshi, von der Kung Fu Abteilung des Vereins.
Schon im Vorfeld war ich beeindruckt von der großartigen Organisation und Gewissenhaftigkeit bei der Erstellung des Events. So kamen wir dann mit unseren 4 Kämpfern gestern in eine perfekt organisierte und atmosphärisch stimmige Halle. Der Ablauf des Tages war reibungslos und spannend. Christian und sein Team hatten an alles gedacht und es war schon wirklich professionelles Flair. Die Offiziellen waren neutrale Größen aus der Kung Fu Szene oder aus dem Standup Fight Bereich (Dietmar Berg als Kampfrichter mit einer sehr souveränen Leistung, Isa Topal, Michael Streit und Demian Bülbül als Punktrichter nochmal von hieraus einen herzlichen Dank für die gute Arbeit!). Insgesamt 6 Schulen schickten ihre Kämpfer auf die Matte und es herrschte die ganze Zeit über eine sehr freundliche Atmosphäre. Es machte extrem viel Spass Teil dieses Events zu sein.

Zum Ablauf der Kämpfe selber:

Zwar hatten wir vor mit 8 Kämpfern zu starten, aber aufgrund von Verletzungen, Erkrankung oder Absagen der Gegner fanden nur noch 4 Kämpfer einen Gegner. Lediglich Kai-Ole hatte dann die Chance 2 Kämpfe zu fighten.
Unser größter Kämpfer ging als erstes in seinen Kampf. Trotz offensichtlicher Überlegenheit des Gegners konnte Kosta sich gut halten und einige harte Treffer zum Kopf seines Gegners aus NeuUlm landen. Auch die Bodenkampfeinlagen waren erst noch ausgeglichen. Doch gegen Ende der ersten Runde geschah dann der Marvinsche Worst-Case: Kosta geriet in einen Armbar und konnte sich nicht mehr befreien. Aufgrund seines deutlichen Schmerzenschreis, brach der Kampfrichter den Kampf ab und vergab den Sieg an Kostas Gegner. Korrekte Entscheidung. Leider nur etwas wenig Zeit für Kosta somit auf der Matte um Erfahrung zu sammeln. Na gut, andere wolen eben nicht Erfahrung sammeln, sondern Erfolge. 😉

Als Nächster startete Kai ebenfalls gegen einen Gegner aus NeuUlm, der angeblich ein Newcomer aus dem Tian Shan Pai unter Alexander Czech war. Nach wenigen Bewegungen Ayüp Nas‘ war wir klar, dass es sich hier um keinen Newcomer handelte. Zwar versuchte sich Kai wacker zu halten, doch nach einem Fersendrehtritt zum Kopf brach Dietmar Berg den Kampf wegen technischer Überlegenheit in der zweiten Runde ab. Gut so. Kai hat zum Glück keine Verletzung davon getragen und war auch sonst guter Dinge. Er ist halt unverwüstlich 🙂 Trotz Beteuerungen vom Kämpfer und Trainer der Gegnerischen Seite, dass es sich wirklich um einen Newcomer handelt, habe ich heute mal etwas im Internet geschaut. Der „Newcomer Ayüp“ hat lediglich 3 erste Plätze und einen zweiten Platz im Vollkontakt in den Jahren 2007-2009 erkämpft, 2 dritte Plätze als Jugendlicher im Leichtkontakt 2005/6 und ist Trainer für TaeKwonDo. Insofern muss ich sagen: Hut ab Kai, Du hast Dich sehr gut gehalten.

Seinen zweiten Kampf hatte Kai dann mit einem tatsächlichen Newcomer aus der Hung Gar Schule von Frank Bolte aus Hannover. Die erste Runde war sehr ausgeglichen und eventuell sogar eher für Kais Gegner zu werten gewesen. Doch in der zweiten Runde konnte Kai klar punkten und in der dritten Runde musste sein Gegner dann konditionell eingebrochen, aufgeben. Trotzdem ein schöner Kampf zwischen zwei Newcomern.

Als vierter Kampf ging Marvin ins Rennen. Zwar hatte Marvin schon zweimal vor, auf einem Vollkontaktturnier zu starten, doch immer kam ihm eine Verletzung in der Vorbereitungsphase dazwischen. Diesmal war er aber voll da. Sein Gegner kaum aus der Hung Choy Schule in Hasslinghausen und war von beeindruckender Größe und Statur. Marvin sank etwas das Herz in die Hose. Nach ein paar Instruktionen von mir ging der Kampf los. Der Gegner zeigte sich tatsächlich in guter Form und punktete mit klaren Treffern zum Kopf, mit Lowkicks und sogar mit einem Takedown. Das würde schwer für Marvin. Dennoch konnte ich Marvin zur zweiten Runde aufbauen und er tat sein bestes um es seinem Gegner schwer zu machen: er punktete wiederholt mit klaren Treffern zum Kopf, ging nach und machte Druck. Konterte einen Tacklingversuch lehrbuchmäßig aus und geriet so immer mehr in Oberhand. In der dritten Runde war sein Gegner dann so geschafft, dass er wiederholt Mundschutz oder Kopfschutz „verlor“, was ihm dann einen technischen KO einbrachte. Marvin hatte es geschafft, seine Angst und seinen Gegner zu bezwingen. Klasse.

Als letzter Kampf war dann Dennis gegen Rene, Schüler unseres Gastgebers Christian Kubiak, an der Reihe. Rene konnte in der ersten Runde durch klare Treffer punkten und sicherte sich so die erste Runde. Die zweite war dann wesentlich ausgeglichener, doch insgesamt war Dennis zu verhalten und passiv, so das er auch in der dritten Runde, konditionell schon arg geschwächt, nicht mehr das Ruder rumreissen konnte. Ein klarer Sieg für Rene.

Das Highlight des Tages war aber der Kampf von Maili, Schülerin aus Herne, gegen ihre Gegnerin aus NeuUlm. In der ersten Runde sah es gar nicht mal so gut für sie aus, das ihre Gegnerin durch einen Gewichtsvorteil mit sehr viel Druck diese Runde wohl für sich entscheiden konnte. Doch in der zweiten und dritten Runde liess Maili dann ihre gute Vorbereitung für sich sprechen: mit einem enormen Willen und einem starken Kämpferherz bezwang sie ihre Gegnerin in einem tollen Fight.
Maili war am Ende des Tages die hervorragende Vertreterin des Events: eine Newcomerin, die es geschafft hatte, sich Erfahrungen und einen tollen fight zu erarbeiten, und dabei zeigte, für was Kung Fu steht: harte Arbeit und ein starker Willen. Gratulation zum Kampf des Tages!!!

Fazit: auch wenn aus dem Event ein kleines Event geworden ist, war es ein grandioser Tag. Es hat uns allen viel Spass gemacht und jeder von uns konnte eine Menge über sich und andere erfahren und lernen.
Einziger Wermutstropfen der Veranstaltung, war die Unehrlichkeit einiger Kung Fu Lehrer im Vorfeld (leider nicht nur aus NeuUlm) bei der Angabe der Daten ihrer Kämpfer. Mir ist es rätselhaft, warum einige Lehrer bewusst ihre Schüler herunterstufen, nur um bessere Erfolge zu erzielen. Da läuft doch was schief, oder?

Jochen Wolfgramm

Jochen Wolfgramm Geboren am 25. Mai 1965, studierte erst in Münster Philosophie, Sinologie und Germanistik, beendete 1998 seine Ausbildung zum Physiotherapeuten (Sportphysiotherapeut seit 2000) und arbeitet seitdem in diesem Beruf. Seit 1989 betreibt er Gong Fu. Erst Qi Xing Tang Lang und Taiji Quan, jetzt Babu Tang Lang, Tong Bei Quan und Taiji Quan.

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