Sifu, Gedanken zu den CMA Pt. 2

Da zu dem anderen Thema ja schon reger Austausch herrscht, möchte ich ein Thema noch etwas weiterführen: Die Philosophie oder Theorie hinter den CMA.

Im Gespräch mit Zhang Laoshi und Yu Laoshi betonten beide etwas sehr wichtiges: die CMA gibt es nur im Gesamtpaket! Was heisst das?
Ich spreche hier im folgenden von Leuten, die wirklich etwas in den CMA erreichen wollen und nicht nur mal rein schnuppern. Wer im Kung Fu, Taiji etc, den CMA im allgemeinen, wirklich gut werden will und dafür auch bereit ist etwas zu tun, muss sich klar werden, dass dies nicht über Nacht geht. Und er muss auch akzeptieren, dass es die CMA nur als Ganzes gibt: das Kampfkunst, Kultur, Traditionen, Geschichte und Philosophie unabdingbar zueinander gehören! Man kann nicht nur die Techniken, Formen etc rauspicken und den Rest bei Seite lassen! Warum?
Um viele Dinge in den CMA wirklich erreichen zu können, muss ich wissen wie ich dazu Zugang finde. Diesen finde ich im Normalfall über meinen Lehrer. Die Lehrer – Schüler Beziehung ist in sofern schon einmal ein wesentlicher Bestandteil und muss verstanden werden. Weiterhin ist es unabdingbar sich einen Background zu zulegen, der erklärt warum viele Dinge in China so sind wie sie sind. Warum bestimmte Dinge sich entwickelt haben, wodurch sie sich entwickelt haben! Dabei spielt es eine Rolle offen für andere Kulturen zu sein und Verständnis für andere Ideen zu haben. Die chinesische Denkensweise ist sehr unterschiedlich von der europäischen. Es gilt auch nicht diese einfach völlig übernehmen zu wollen (das geht sowieso nicht!), sondern sie zu verstehen und in bestimmten Teilbereichen zu adaptieren.
Erst dann erschliesst sich einem ein so weites und komplexes Feld wie die CMA.

Beispiel: Die Schüler sollten sich mit der Art und Weise, in China zu lernen und zu lehren, auseinander setzen. Dann fällt es leichter zu verstehen, warum manche Dinge von ihnen (noch) nicht erreicht werden. Bitter essen – ein chinesischer Begriff der gerade hier sehr gut passt und einfach akzeptiert werden muss!

Jochen Wolfgramm

Jochen Wolfgramm Geboren am 25. Mai 1965, studierte erst in Münster Philosophie, Sinologie und Germanistik, beendete 1998 seine Ausbildung zum Physiotherapeuten (Sportphysiotherapeut seit 2000) und arbeitet seitdem in diesem Beruf. Seit 1989 betreibt er Gong Fu. Erst Qi Xing Tang Lang und Taiji Quan, jetzt Babu Tang Lang, Tong Bei Quan und Taiji Quan.

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Janine

    Ist es denn schlecht, wenn jeder „Meister“ seine eigene Art in den erlernten Stil einfließen lässt und ihn dadurch um Feinheiten verändert?

    Ich hab immer gedacht, die eigene Interpretation ist ein guter Weg des Verständnisses bzw. ein Zeichn von Flexibilität, so dass nicht nur stur kopiert wird, sondern der Sinn der Übung und Technik erkannt wurde. Erst dann kann das Erlernte sinnvoll und effektiv angewandt werden, so dachte ich.

  2. Dennis

    Moin,
    ich denke Nassem hat das schon recht gut beschrieben. Zwar etwas „blumig“ 🙂 aber passt. Ich versuchs auch mal. Die CMA ist alles was es an Kampfkunst aus China gibt und beschreibt keinen Verband. Einen Verband mit einheitlichen Regelwerk gibt es meistens nur von einzelnen Stilen. Der Klassiker ist das japanische Karate. Da gibt es zwar auch Unterstile wie z.B. Shotokan, da aber dieses so verbreitet ist und sich alle an ein gewissen Regelwerk (z.B. feste Ausbildungsordnung) halten, ist es möglich einen Verband zu gründen. Aber immernoch Stilintern. Im TaiJi z.B. gibt es auch Verbände, die beziehen sich meines Wissens aber auch nur auf Unterstile (Yang, Chen, Sun, Wu, usw.) Ich denke, es ist ein gewisser Verbreitungsgrad nötig bis sich Verbände lohnen. Das heißt aber noch lange nicht, das wir (Bailung) mit dem TaiJi das wir lernen einem Verband angehören.

    Im KungFu ist es nicht einfach. Zum einen gibt es so viele verschiedene Stile, dass es schnell passiert, dass jeder etwas anderes macht und da wäre dann schon Schluss mit Verband. Zum anderen wenn man einen KungFu Stil in der x-ten Generation lernt haben sich normalerweise im Laufe der Jahre Schüler abgespalten, etwas dazu genommen oder einfach nur Inhalte anders interpretiert, sodass im Ursprung gleiche Stile sich trotzdem stark unterscheiden. Was dann noch erschwerend dazu kommt ist, dass die meisten Lehrer von sich denken, dass sie das einzig wahre unterrichten und sich selten irgendetwas
    /wem zu- oder gar unterordnen.

    Deswegen gibt es für mich im Detail keine „Richtlinien“ aber im Ganzen. Viele haben Ähnliches mit unterschiedlichen Methoden erreicht. Vielleicht verstehe ich deine Bedeutung von „Richtlinie“ und „Umschreibung“ nicht richtig. Welchen Richtlinien willst Du folgen?

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