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Mein Lehrer Mike Martello

 

Da ich des öfteren gefragt werde, wie ich Mike Martello Sifu getroffen habe und wie er mein Lehrer geworden ist, will ich hier mal öffentlich die ganze Geschichte und ihre Hintergründe erzählen.

 

Angefangen hat alles im Mai 2005. Zu diesem Zeitpunkt habe ich Jake Burroughs in meine damaligen Schule eingeladen und er gab ein Seminar über Liu He Tang Lang Techniken. Teilnehmer waren neben einigen Schülern von mir, Arne Grandt (Tang Lang Lehrer aus Köln) und sein Schüler Puja sowie 5 Schüler von Mike Martello. Diese kamen zusammen mit ihm extra aus Belgien. Sicherlich waren die Seminarinhalte nicht völlig einzigartig, aber Mike Martello ermunterte seine Schüler gerne auch andere Leute/Lehrer kennenzulernen und so viel über Kung Fu allgemein zu lernen.

 

Während des Seminars nun, nutzte ich die Gelegenheit mit Mike Martello, den ich aus Erzählungen, Mails und einigen Videoclips schon etwas kannte und als sehr guten Lehrer und Kampfkünstler einschätzte, zu reden und Gedanken auszutauschen. Während dieses Gespräches wurden mir viele Dinge deutlich. Gedanken, die ich schon hatte nur noch nicht richtig ausformulieren konnte, sprach Mike aus.
Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich in einem absoluten Stillstand meiner Kampfkunstentwicklung. Mein Taiji war lausig, da nur rudimentär und allein auf die leeren Bewegungen der Form reduziert, mein Tang Lang hatte sich ebenfalls seit Jahren nicht wirklich weiter entwickelt. Es war zu diesem Zeitpunkt so, dass ich lediglich die xte Variation der typischen 7* Mantis Formen lernte ohne aber auch nur irgendwas grundlegendes dazu zu lernen. Jeder kennt bestimmt das Gefühl, wenn er die neue Scheibe seiner Lieblingsband kauft und zu Hause enttäuscht feststellt, dass es nur eine weitere Variation der vorherigen ist: nichts Innovatives, neues. Keine Weiterentwicklung. Nun, genauso empfand ich meine Stagnation in den Kampfkünsten.
An diesem Tag Anfang Mai 2005 jedoch, stand vor mir eine Person, die von ähnlichen Erlebnissen erzählte und auch wie es für sie weiterging. Mike zeigte an diesem Tag so gut wie nichts von seinem Können. Er tauschte nur mit mir Gedanken aus. Er half mir im Gespräch zu erkennen, was mein Problem (und das vieler anderer auch) war. Einzig seine Vorstellung vom Rooting demonstrierte er kurz mit Arne Grandt. Dazu forderte er Arne auf, ihn in einer Kua Hu Bu (Tigerreiterstellung oder Katzenstellung) über den ausgestreckten Arm aus der Stellung zu schieben. Arne schaffte es nicht. Ich war natürlich beeindruckt, kannte ich solche Fähigkeiten aus Erzählungen, hatte aber noch niemanden getroffen, der es auch wirklich demonstrieren konnte!

 

Es war ein sehr spannender und, wie ich im Nachhinein feststellen konnte, entscheidener Tag. Ich vereinbarte mit Mike, ihn schon bald in seiner Schule in Antwerpen zu besuchen. 2 Wochen später war es soweit. Zur objektiven Verstärkung besuchte ich ihn zusammen mit meiner Freundin Nadine, die ebenfalls schon ein paar Jahre Tang Lang und Taiji Erfahrung hatte.
Während eines 4 tägigen Besuches in Antwerpen konnten wir dann Mike Martello sowohl ganz persönlich, als auch im Privattraining und auch in einigen regulären Unterrichtssituationen erleben. Alles was er zeigte, sagte und erklärte hatte Hand und Fuss. Darüber hinaus waren seine Fähigkeiten unglaublich. Nicht nur gut einstudierte Tricks, sondern wirkliches Können und fundiertes Wissen beeindruckten uns nachhaltig. Hier war jemand der Dinge zeigte, die wir bislang nur aus Erzählungen kannten und bestenfalls in Filmen gesehen hatten. Seine Fähigkeiten überstiegen die meinen um Klassen. Dabei bezog sich alles was er tat auf einige sehr grundlegende Dinge: die Basis (Rooting, Einsatz der Hüfte, Alignment, etc) musste stimmen und darauf aufbauend bekamen alle Techniken, alles was er machte unglaubliche Power.
Es ist schwer zu beschreiben, was Mike Martello so einzigartig macht. Sicherlich ist es seine Art und Weise persönliche Erfahrungen, Jahrzehntelanges Training der Martial Arts und enormen Einsatz für sein Training und das seiner Schüler mit einander zu verbinden. Letztendlich ist es aber vor allem die solide Basis in allem was er tut.
Jedenfalls erkannte ich damals zu meinem Glück, dass ich von Mike Martello unglaublich viel lernen kann. Und ich scheute auch nicht vor dem Schritt zurück, ihn zu bitten, mich als Schüler aufzunehmen. Etwas, was nach meiner Erfahrung, vielen einfach verwehrt von guten Leuten zu lernen: nochmals seinen Lehrerstatus zu überdenken und sich bereitwillig unter zu ordnen!
Seitdem sind nun einige Jahre vergangnen und ich habe in dieser Zeit vieles erkannt und gelernt. Die Beziehung zu Mike Martello Sifu geht über ein blosses “Lehrverhältnis” weit hinaus. Er hat mir ermöglicht vieles zu erfahren, zu lernen und Leute zu treffen, die sich für wirklich gutes Kung Fu einsetzen. Dafür bin ich sehr dankbar.

 

Ich hoffe ich konnte hier einen kleinen Einblick in meine Gründe und Motivationen Schüler von Mike Martello zu werden geben und hoffe, dass die Leser objektiv dabei bleiben, wenn sie versuchen dieses zu verstehen!

Jochen Wolfgramm

Jochen Wolfgramm Geboren am 25. Mai 1965, studierte erst in Münster Philosophie, Sinologie und Germanistik, beendete 1998 seine Ausbildung zum Physiotherapeuten (Sportphysiotherapeut seit 2000) und arbeitet seitdem in diesem Beruf. Seit 1989 betreibt er Gong Fu. Erst Qi Xing Tang Lang und Taiji Quan, jetzt Babu Tang Lang, Tong Bei Quan und Taiji Quan.

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