Eine Woche mit Howard Wang Laoshi, von Markus

Auf dem Weg nach Köln zum zweiten Lehrgangswochenende mit Howard Wang Laoshi will ich einmal versuchen eine Darstellung von meiner Woche mit ihm zu geben.

Eigentlich hatte ich ursprünglich nur vor die beiden Wochenendseminare mit Howard Wang Laoshi zu besuchen. Bisher hatte nur extrem gute Erfahrungen mit Seminaren im Bailung e.V. gemacht. Nicht nur die Qualität der einzelnen Lehrgänge und die Offenheit der Schule gegenüber anderen Stilen hatte mich bisher begeistert, sondern auch die Herzlichkeit mit der ich jedes mal von den Schülern und Lehrern aufgenommen wurde.

Als ich nun meiner Frau von dem Vorhaben erzählte das Howard Wang Laoshi neben den üblichen Lehrgängen zusätzlich auch noch jeden Morgen in den Räumen des Bailung e.V. Unterrichtsstunden anbieten würde, kam von ihr spontan (nach einigen Gläsern Wein, die wir zusammen an dem Abend genossen hatten) der Vorschlag, das ich doch die Gelegenheit nutzen sollte. Ich könnte doch zusätzlich noch die Woche in Osnabrück bleiben um an den morgendlichen Trainingseinheiten teil zu nehmen.

Bisher hatte ich über diese Möglichkeit noch gar nicht nachgedacht…

Aber Sie hatte Recht…, warum sich die Möglichkeit entgehen lassen, wenn sich schon jemand auf den langen Weg von Taiwan macht um mit uns zu „teilen“ (Howard Wang Laoshi legt großen Wert darauf das er nicht „lehrt“ sondern “teilt“) welche Erfahrungen er mit Kung Fu gemacht hat.
(ich glaube am nächsten Morgen hat meine Frau den Vorschlag ein wenig bereut…)

Also bin ich am 15.Mai in die Räume des Bailung e.V. gezogen. Von nun am morgens in der Zeit von 9:00/9:30 bis 12:00 Uhr bis zum 20. Mai (am 21. Mai musste ich leider aus beruflichen Gründen wieder in Hannover sein) am Training teil zu nehmen. Mit mir zusammen zog auch der Kung Fu Bruder Andy aus Amsterdam (eigentlich Manchester/England) mit in die Räume ein.

Nach dem ersten Workshop am Wochenende wurde schnell klar das uns hier etwas anderes erwarten würde als das allseits bekannte körperliche Training. Was aber nicht bedeuten sollte, das das Training nun weniger anstrengend sein würde. Es wurde nur diesmal ganz andere Areale im Körper angesprochen.

Während der morgendlichen Trainingseinheiten ging Howard Wang Laoshi weiter auf seine Theorien zum internen Kung Fu ein. Stück für Stück und Morgen für Morgen führte er uns mit Hilfe von Partnerübungen an die Möglichkeiten des „Rootings“ und der Aufmerksamkeitsentwicklung für Kräfte ein, die durch einen Gegner auf einen selbst einwirken. Durch die von Ihm angeführten Beispiele, Partnerübungen und ausführlichen Erläuterungen bekamen die allseits bekannten Phrasen wie „Die Kraft des Gegners aufnehmen“ oder „Die Kraft des Gegners umleiten“ oder „Die Kraft des Gegners zurücksenden“ völlig neue Bedeutungen und dazu noch ganz eigene körperliche Erfahrungen.

Neben den morgendlichen Sessions bekam ich noch die Möglichkeit zusammen mit Howard Wang Laoshi, Jochen Wofgram Laoshi und Andy (sorry Andy… got ask you the next time about your familyname) den Rest des Tages zu verbringen.
Zu erst wurde zusammen in der Schule nach dem Training gekocht und gegessen. Danach ging es zum Haus von Jochen Wolfgram Laoshi wo zusammen Tee getrunken und gegen Abend zusammen gegessen wurde. (ich hab lange nicht mehr so viel gegessen..)
Während der ganzen Zeit lies Howard Wang Laoshi es sich nicht nehmen weiter über seine Theorien und Erfahrungen zu erzählen. Gepaart mit Geschichten aus dem Park in Taiwan in dem sein Vater Ba Bu Tang Lang unterrichtet und einem gewaltigen Fundus an Hintergrundinformationen zur Geschichte des Kung Fu, der chinesischen Geschichte, Ausflüge in die Hintergründe des Yoga und diversen lustigen und interessanten Anekdoten aus seinem Leben vergingen die Stunden beim Tee wie im Flug. In der ganzen Zeit habe ich Howard Wang Laoshi als unglaublich angenehmen und freundlichen Menschen kennen gelernt, der gerne jede Frage zum Thema beantwortet. Also wenn Ihr die Möglichkeit habt Ihn zu treffen, fragt Ihn. Er gibt wirklich gerne sein Wissen weiter.

Wenn kurz einmal „Pause“ war, wurde immer wieder einer von uns gebeten aufzustehen um zusammen mit ihm eine neue Übung zum „Rooting“ oder „Alignment“ durchzuführen oder eine Trainingsmorgen bekannte Übung zu wiederholen. (ok… es gab auch Übungen im sitzen…)
Ich würde gerne noch mehr davon erzählen, was wir in dieser Zeit alles an Informationen bekommen haben, z.B. was die Dreifaltigkeit der christlichen Kirche mit der Geschichte „Die Reise nach Westen“ (Ein Klassiker der chinesischen Literatur, den man zumindest kennen sollte) miteinander zu tun haben und wie das ganze nach seiner Auffassung zum Kung Fu steht. Das ganze hier wieder aufzuführen würde nicht nur dem Rahmen sprengen, sondern wäre wahrscheinlich auch unvollständig und würde dem ganzen dadurch einen etwas merkwürdigen, vielleicht zu esoterischen Beigeschmack geben.

Nur soviel dazu:
Nach seiner Auffassung dient das Kung Fu eigentlich dazu (natürlich neben der Möglichkeit sich körperlich fit zu halten und sich verteidigen zu können…) sich selbst von dem Zustand der egoistischen Geisteshaltung („Yeah!.. ich hab 100 Medaillen, 1000 Pokale und kann jeden verhauen!“) zu einer offenen, selbstlosen und friedlichen Geisteshaltung zu transformieren.
(Puh… harter Tobak was?)

Genau diese Theorie ließ sich aber in jeder seiner Übungen wiederfinden. Diese funktionieren eben nur, wenn man vom Ego ablässt und diese „aufwandslos“ durchführt. Also ein direkter körperlicher Effekt zu einer „esoterischen“ Theorie, wie man Sie in vielen Religionen, Geschichten, Märchen, usw. finden kann.
Zudem lässt sich sein „System“ oder besser „Ansatz“ in jeden Kung Fu Stil übernehmen und verbessert so die Reaktionen und Technik des Einzelnen.

Kampfkunst als Weg…

Kung Fu heißt „hart Arbeiten“ – und die Arbeit hat jetzt erst begonnen.

When you’ve seen beyond yourself-
then you may find,
peace of mind, Is waiting there-
And the time will come when you see
we’re all one.
(The Beatles „Within or without you“)

Ich freue mich schon auf die zwei Tage Lehrgang in Köln und auf das Wiedersehen mit Howard Wang Laoshi.

Auf diesem Wege möchte ich mich bei meiner Frau bedanken, die mir diese Woche durch Ihre Liebe erst ermöglicht hat.