Interview mit einem Schüler: Jochen W.
Im Folgenden gibt ein fortgeschrittener Schüler der Zhen Wu einen Einblick in seinen „Gong Fu Lebenslauf“.
- Wie alt bist Du und wie lange bist Du schon im Gong Fu unterwegs?
Ich bin 55 Jahre und seit 31 Jahren beschäftige ich mich mit den chinesischen Kampfkünsten.
- Was hat Dich damals dazu bewogen, mit Gong Fu anzufangen? Wie kamst Du zur Zhen Wu?
Inspiriert hatte mich damals die Fernsehserie „Kung Fu“ mit David Carradine. Da es aber in meiner Stadt keine Kung Fu Schule gab und Judo so garnicht mein Ding war, habe ich erst einige Jahre gefochten und dann während meines Studiums in Münster endlich mit Kung Fu beginnen können.
Die Zhen Wu war eine Idee von Mike Martello Shifu. Wir waren kurz vor seinem Tod in der Planung eine Zhen Wu International zu gründen, denn bis dahin gab es nur die Zhen Wu seines Lehrers Wang Chie in Taiwan. Nach seinem Tod 2009 haben seine Schüler, Rosa Mei und Zhang Laoshi die Zhen Wu dann ins Leben gerufen.
- Wo liegt im Training Dein Fokus? Was trainierst Du zur Zeit am intensivsten?
Mein Fokus liegt seit langer Zeit auf den Körpermechaniken. Habe ich zuerst überhaupt versucht diese richtig zu verstehen und die wichtigsten davon in die Grundlagen unseres Trainings einzubauen, didaktisch und praktisch, bin ich jetzt einigermaßen froh behaupten zu können auf dem nächsten Level angekommen zu sein. Jetzt versuche ich seit geraumer Zeit diese Mechaniken und Skills immer kleiner und feiner werden zu lassen. Fühlt sich im Moment noch an wie eine Sisyphos Arbeit. Um mich diesem Ziel aber immer weiter zu nähern, nutze ich die Taiji Form und viel Basics aus TongBei und Tang Lang.
- Was hat Dich dazu bewogen in der Zhen Wu zu bleiben?
Das ich sie mit gegründet habe.
- Gab es einen besonderen Moment in Deinem „Gong Fu Leben“ an den Du immer wieder zurück denken magst?
Viele. Der wichtigste aber: der Tag an dem ich Mike Martello Shifu das erste Mal getroffen habe. Er kam zu einem Seminar das ein amerikanischer Tang Lang Lehrer gab und brachte einige seiner Schüler vorbei. Während des Seminars redeten wir viel und er hat nur ein paar wenige Dinge die seine Skills erahnen liessen gezeigt. Unter anderem forderte er einen ebenfalls zugegen gewesenen Tang Lang Lehrer, Arne Grand Laoshi, auf, ihn in einer normalerweise sehr instabilen Stellung, Xu Bu oder Cat-Stance, wegzuschieben. Mike sah dabei sehr locker und gelassen aus während Arne durchaus ernsthaft versuchte ihn aus der Position zu schieben. Auch die Gespräche waren so intensiv und erhellend, daß ich beschloß Mike in Antwerpen zu besuchen.
- Wie meinst Du, hast Du es geschafft, ein „Fortgeschrittener“ Schüler zu werden?
Konstante Arbeit und Einsatz. Jede Gelegenheit nutzen um zu trainieren.
- Was sind Deine Ziele für die Zukunft?
Möglichst viel von dem was ich erreicht habe an meine Schüler weitergeben und mich an ihren Fortschritten erfreuen.
- Gibt es Dinge die Du in der Zhen Wu vermisst?
Ich würde mir mehr Engagement in Bezug auf Veranstaltungen und ein besseres Miteinander wünschen. Sowohl direkt vor Ort der einzelnen Zhen Wu Schulen, als auch überregional.
- Was würdest Du einem Anfänger in der Zhen Wu gerne mit auf den Weg geben?
Verlass Deine Komfort-Zone! Jetzt.
Es ist ermutigend und motivierend zu hören, dass man im kung fu immer noch lernen kann, selbst wenn man sich auf einem so hohen level wie deinem befindet. Ausserdem zeugt es von wahrer Grösse, wenn sich ein Lehrer gleichzeitig noch als schüler sieht.