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Interview mit einem Schüler

Interview mit einem Schüler: Katharina R.

Im Folgenden gibt ein fortgeschrittener Schüler der Zhen Wu einen Einblick in seinen „Gong Fu Lebenslauf“. 

Wie alt bist Du und wie lange bist Du schon im Gong Fu unterwegs? 
Ich bin 33 Jahre alt und habe vor fast 10 Jahren zum ersten Mal Kung Fu gemacht. Nach 2 Jahren etwa musste ich beruflich bedingt umziehen, konnte dann aber nach weiteren 2 Jahren wieder zurück in die Gegend ziehen und habe wieder mit dem Kung Fu weitergemacht. 

Was hat Dich damals dazu bewogen, mit Gong Fu anzufangen? Wie kamst Du zur Zhen Wu? 
Ich hatte damals eine gute Freundin, die unbedingt Kung Fu lernen wollte und jemand hatte ihr die Zhen Wu empfohlen, auch wenn sie damals noch Bai Lung hieß. Ich bin ehrlich gesagt einfach nur mitgegangen. Und dann eben geblieben. 

Wo liegt im Training Dein Fokus? Was trainierst Du zur Zeit am intensivsten?
Ich mache neben dem Kung Fu auch noch Yoga. Bei beidem reizt mich, dass ich ein neues Gefühl für meinen Körper entwickle. Ich nehme mich anders wahr und weiß immer besser, was mir selbst gut tut oder wo auch meine Grenzen sind. Beides hilft mir, in einem unterschiedlichen Ansatz natürlich, mit dem Alltagsstress umzugehen. Deswegen versuche ich immer, mich bei einem Training auf den Moment einzulassen und die Arbeit hinter mir zu lassen. 
Zur Zeit trainiere ich vor allem im Training zwei Partnerformen: einmal mit und einmal ohne Waffe. Da muss man natürlich regelmäßig zum Training kommen. Hier ist meine große Herausforderung gerade die Schulterrolle. 
Beim Training bei mir Zuhause mach ich nicht nur Übungen aus dem Kung Fu, sondern eine bunte Mischung auch aus Yoga oder Fittness. Das, worauf ich gerade Lust habe. 

Was hat Dich dazu bewogen in der Zhen Wu zu bleiben? 
Ich mag es, mich zu bewegen und auch was Neues zu lernen. Mittlerweile bin ich mit dem Studium durch und habe Prüfungstechnisch auch alles durch. Die Vorstellung, einfach nur noch vor sich hin zu arbeiten, ohne wirkliche Herausforderungen bzw. ohne mal was Neues zu lernen, reizt mich überhaupt nicht. Im Sport – gerade z.B. beim Lernen von neuen Formen oder Bewegungen – werde  ich einfach immer wieder gefordert und entwickle mich weiter. Dabei erkenne ich auch immer, was ich leisten kann. 

Gab es einen besonderen Moment in Deinem „Gong Fu Leben“ an den Du immer wieder zurück denken magst?
Ich kann mich immer noch an meine erste Stunde erinnern, als ich verzweifelt versuchte, eine simple Handbewegung zu begreifen, die mir geduldig ein anderer erfahrener Schüler von aber nur 12 Jahren erklärte. Ich hatte vorher Badminton gespielt und Aerobic gemacht, und dieser komplett andere Ansatz sich zu bewegen, einfach auch kleine Details in den Händen, in der Schrittstellung, die Bewegung der Hüfte, faszinierte mich total. Wie man einfach bestimmte kleine Bewegungen immer tiefer lernen konnte, immer mehr eintauchen musste, um immer mehr zu begreifen. 

Wie meinst Du, hast Du es geschafft, ein „Fortgeschrittener“ Schüler zu werden? 
Am Anfang war ich total ehrgeizig und ich und die Freundin, mit der sich zusammen angefangen hatte, wir beide haben uns gegenseitig motiviert und miteinander verglichen. Aber ehrlich gesagt, ist Ehrgeiz ein beschränkter Motivator. Wenn ich zeitlich oder beruflich oder auch gesundheitlich mal keine  Zeit zum Training hatte, war ich nämlich total schnell frustriert und verärgert. Andererseits hat man ja auch eben einen Beruf, vielleicht noch Prüfungen, die dann einfach vorgehen. Ich hab für mich dann irgendwann aufgehört, meinen Fortschritt an denen anderer zu messen.  Ich trainiere hier und jetzt, und konzentriere mich auf meine eigene Entwicklung, die sich ganz von den anderen unterscheidet.  Dann heißt es geduldig sein, seine Entwicklung individuell anpassen. Ich trainiere also für mich, nicht für ein Ideal, dass man irgendwie erreichen möchte. 
So habe ich es geschafft, Fortgeschritten zu werden. In dem ich – so wie ich eben ticke und mein Privatleben auch einfach sich gestaltet-  mein Training eben anpasse und auch meine Wertung desselben flexibel handhabe. Einige mögen ja diesen Druck und diesen positiven Stress immer brauchen, aber ich weiß, mir würde das den Spaß am Kung Fu komplett wegnehmen. 

Was sind Deine Ziele für die Zukunft? 

Gibt es Dinge, die Du in der Zhen Wu vermisst? 
Ja, aber da bin ich selbst dran Schuld. Seit das Waffentraining in der Woche zeitlich verschoben wurde, an dem Tag, an dem ich bewusst nicht zum Training fahre, da ich einfach 3mal die Woche es nicht schaffe, nach Osnabrück zu fahren, vermisse ich das Waffentraining.  

Was würdest Du einem Anfänger in der Zhen Wu gerne mit auf den Weg geben?
Hartnäckigkeit. Immer wieder am Ball bleiben. Trotz Beruf immer wieder Zeit finden, zum Training zu kommen bzw. zu Hause zu trainieren. 
Ich sehe immer wieder, dass Anfängern die Geduld fehlt. Sie erwarten dass sie schnell besondere Techniken und Bewegungen lernen. Dabei braucht man – gerade wenn an vorher wenig Sport gemacht hat – Zeit, seinen Körper kennenzulernen und wahrzunehmen. Und man braucht diese Wahrnehmung für z.B. die Kniestellung, die Ausrichtung des Rückens, die Lockerheit der Schulter, um bestimmte Techniken wirklich dann effektiv durchzuführen. 
Und natürlich, man muss auch einfach seinen Körper trainieren. Und manche Fortschritte und Entwicklungen dauern tatsächlich Jahre. 

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