Sifu, Dienstag 19.02.2008

The I Chien Tai Chi Chuan Kapitel 2

Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Taiji Klassiker von Chang San Feng. Es gibt einen Einblick in die Grundlagen des Taiji (nach Chang San Feng) als auch Hinweise auf die Art einen Gegner zu kontrollieren.
Wichtige Aussagen in diesem Kapitel sind zB:
Die Bewegungen beim Taiji sollten entspannt und beweglich sein, gleichzeitig sollten Extremitäten mit dem Körper verbunden sein. Der Wille und der Geist werden genutzt um das Qi zum DanTien zu bringen und der Körper wird als Ganzes bewegt. Inneres und Äußeres sollten miteinander verbunden sein.
Beim Üben der Form (egal welche!): Extreme vermeiden, kein Hoch und Runter bei den Schritten und Bewegungen, der Übende sucht die Balance zu halten, die Bewegungen sind fließend ohne Unterbrechungen. Einmal mit der Form begonnen, soll sie bis zum Ende ohne Stopp ausgeführt werden.
Die Einzelnen Bewegungen holen ihre Energie aus dem Stand, dem Fuss. Die Hüfte gilt als zentraler Punkt der Kontrolle und Balance. So das Bewegungen vom Fuss über das Bein zur Hüfte und von dort durch den Körper in den Arm zur Hand laufen. Alles in einem fließenden Ablauf. Gelingt dieses, erlangt man die Fähigkeit zur Stabilisation und damit erlangt man die Kontrolle des Gegners. All diese ist jedoch mehr eine Sache der inneren Aufmerksamkeit und des Bewußtseins als ein tatsächlicher physischer Ablauf!

In einem Kampf ist es somit wichtig Oben und Unten, Links und Rechts, Vorne und Hinten in Einklang zu bringen. Wenn zum Beispiel oben angegriffen wird, sollte der untere Teil des Gegners nicht vergessen werden (sein Rooting zB). Um ihn aus der Balance zu bringen, ist etwas Kraft notwendig, wenn er dann aus der Balance ist, muss ohne zu zögern daraus Vorteil gewonnen werden. Es gibt insofern Angriffe nur mit einem defensiven Anteil, eine Verteidung nur mit einem offensiven Einsatz. Yin und Yang.

Der letzte Teil des Kapitels beschäftigt sich dann mit dem ursprünglichen Namen und den daraus herzuleitenden Basis – Techniken: Zu Anfang wurde Taiji Quan als „Thirteen Postures Long Boxing“ bezeichnet. Langes Boxen bezog sich dabei auf einen langen Fluss: ähnlich wie hier die Wellen vor und zurück, ohne Ende, rollen, so waren auch die Bewegungen der langen Form des Taiji Quan.
13 Positionen bezog sich auf die 8 Hand – Körpertechniken und 5 Schritt – Fusstechniken. Dabei wurden die Handtechniken dem Ba Gua, den acht Trigrammen, zugeordnet und die Schritttechniken dem Wu Xing / Wu Hsing, den fünf Elementen (Metal, Wasser, Holz, Feuer und Erde).
Im Detail sind dies:
Peng: Ward off – Abwehren, abprallen lassen
Lu (Lü): Roll Back, zurückrollen,
Chi (Ji): Press, drücken
An: Push, schieben
Tsai (Cai): Pull, ziehen
Lieh (Lie): Quick Reaction, schnell Handeln
Chou (Zhou): Ellbowing, Einsatz des Ellbogens
Kao: Shouldering, EInsatz des Ellbogens
sowie
Chin Pu (Jin Bu): Step forward, vordringen
Tui Pu (Tui Bu): Step Backwards, zurückweichen
Tso Ku (Cuo Gu): Turn to the left, nach links drehen, blicken
Yu Pan (Yü Pan): Turn to the right, nach rechts drehen, blicken
Chung Ting (Zhong Ding): Central Equilibrium, verwurzeln
Diese werden dann noch genauer den Ba Gua und Wu Xing zugeordnet.

Zum Schluss zitiert der Autor noch einen wichtigen Satz von Chang San Feng, der als Fussnote das Werk abschliesst:
„this was left by Master Chang San Feng of Wu Tang Mountain. His intention in founding the practice of Tai Chi Chuan was to fulfill the hope that people of the world would enjoy health and longevity not just success in the techniques of the boxing art.“

Jochen Wolfgramm

Jochen Wolfgramm Geboren am 25. Mai 1965, studierte erst in Münster Philosophie, Sinologie und Germanistik, beendete 1998 seine Ausbildung zum Physiotherapeuten (Sportphysiotherapeut seit 2000) und arbeitet seitdem in diesem Beruf. Seit 1989 betreibt er Gong Fu. Erst Qi Xing Tang Lang und Taiji Quan, jetzt Babu Tang Lang, Tong Bei Quan und Taiji Quan.

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