Vera, Dienstag 12.06.2007

Fünfmal habe ich nun schon wieder beim regelmäßigen Training teilgenommen seit meiner zeitweiligen Rückkehr für den Sommer aus dem „Exil“ Friedrichshafen (ja, Friedrichshafen, nicht Ludwigshafen) am Bodensee.
Kungfu-technisch sieht es dort nicht so gut aus – für Taiji aber gibt es dort eine sehr gute Schule, die allerdings zum Chen-Stil gehört. Und ich würde lieber erst einmal meine 24er Form im Yang-Stil zu Ende lernen, die ich bei der Klosterwoche im Januar gelernt habe.
Die Klosterwoche war auch die letzte richtige Trainingsmöglichkeit für mich – während des Semesters in Friedrichshafen habe ich kaum ernsthaft und kontinuierlich trainiert. Dementsprechend hart ist das Training nun für mich – das ist gar keine Beschwerde, seinen eigenen Trainingsfortschritt hat man ja, wenn es um Fleiß geht, selbst in der Hand, und das habe ich nun einmal sehr vernachlässigt in der letzten Zeit…

Letzte Woche also hatte ich einen unglaublichen Muskelkater – langes Training bei dieser Hitze…kennt ihr ja. Es beruhigt mich allerdings, dass selbst diejenigen, die regelmäßig und ehrgeizig trainieren, auch bisweilen darunter leiden 🙂

Beeindruckend finde ich jedes Mal, wenn ich wieder in Osnabrück bin, zu sehen, welche Fortschritte viele gemacht haben.
Spannend sind auch die vielen neuen Sachen, die immer wieder ins Training einfließen – wenn auch die „neuen“ Techniknamen auf Mandarin nur schwer in den Kopf gehen. Nach ein paar Techniknamen waren wir beim Training am Montag kognitiv alle schon recht erschsöpft, aber Sifu hat „der Vollständigkeit halber“ noch so einige weitere Namen in die Runde geworfen, worauf ich irgendwann am Ende nur noch wahllos nach dem Ausschlussverfahren irgendwelche Techniken gemacht habe, die dann manchmal zufällig auch auf den jeweiligen Techniknamen passten 🙂
Trotzdem ist nun einiges Licht ins Dunkel gekommen und mit der neu überarbeiteten Ausbildungsordnung lässt sich auch selbstständig lernen; man kann ja immer fragen!

Auch die Anwendungen, die wir geübt haben, machen mal wieder deutlich, wie wichtig und auch, wie unterentwickelt dieser Bereich doch ist (zumindest bei mir)! Also: üben, üben, üben…
Auch Taiji ist noch relativ neu für mich – das „Stehen wie eine Säule“ fällt mir unglaublich schwer, entspannt bin ich dabei überhaupt nicht! Ich glaube bis dahin ist es noch ein ziemlich weiter Weg… Das zeigt mir aber vor allem, welche Defizite ich in diesem Bereich habe und nicht, dass „stundenlanges Stehen und sich nicht bewegen“ langweilig oder ätzend ist. Wir sind’s hier einfach nur nicht gewöhnt! Unglaublich, dass richtig Stehen so schwer sein kann – es klingt ja eigentlich ganz einfach, oder?
…also wieder üben!
Und das macht doch am meisten Spaß hier in der Gruppe – erst jetzt habe ich wieder gemerkt, wie sehr ich das Training eigentlich vermisst habe!

Wenn man sich – durch Umzug gezwungenermaßen – andere Kampfsportgruppen ansieht, wird einem sehr schnell deutlich, dass ein ernsthaft und durchdacht angelerntes Training mit konzentrierter Atmosphäre, die aber trotzdem noch Luft lässt für einige Späße am Rande (so will ich das mal nennen 🙂 ), nicht selbstverständlich ist. Wenn man erst einmal an einen Stil und eine bestimmte Art von Training gewöhnt ist, möchte man das nicht so schnell gegen etwas anderes eintauschen…
Deswegen möchte ich versuchen, meine kurze Zeit hier sinnvoll zu nutzen und erst einmal wieder auf den Trainingsstand, was Konzentration, Kraft, Ausdauer etc. von früher zu kommen – ich bin doch etwas verweichlicht im Exil…

Jochen Wolfgramm

Jochen Wolfgramm Geboren am 25. Mai 1965, studierte erst in Münster Philosophie, Sinologie und Germanistik, beendete 1998 seine Ausbildung zum Physiotherapeuten (Sportphysiotherapeut seit 2000) und arbeitet seitdem in diesem Beruf. Seit 1989 betreibt er Gong Fu. Erst Qi Xing Tang Lang und Taiji Quan, jetzt Babu Tang Lang, Tong Bei Quan und Taiji Quan.

Schreibe einen Kommentar