Sifu, Dienstag 26.02.2008

TaiJi Quan

Da ich mir nicht so sicher bin, ob meine Taiji Gruppe hier überhaupt liest, heute der letzte Eintrag zu dem wirklich hervorragenden Buch von Soong Jyh Jian / Song Zhi Jian, dassübrigens im Piper Verlag in einer sehr umfangreichen Serie, übersetzt von Hermann G. Bohn, ebenfalls auf Deutsch unter dem Titel „T´ai – Chi Ch´üan, Die Grundlagen“ (Band 1 von 4) erschienen ist!

Heute also einen kurzen Einblick in das 3te Kapitel: Tai Chi Chuan Kommentare von Wang Tsung Yueh / Wang Zongyue

Schwerpunkt ist erstmal die Yin – Yang Philosophie: Kein Zuviel oder nicht genug ist im Yin und Yang vorhanden. Wenn auf Harte Kraft gestoßen wird, mit sanften Kreisen, abprallen lassen oder zurückweichen reagieren. Eben neutralisieren!
Weicht der Gegner zurück, so soll man folgen und den Kontakt halten. Übt man dies regelmäßig im Training, erlangt man die Fähigkeit des Tung Chin / Tung Jin: gegnerische Energie verstehen bzw. mit dem Körper hören!
Das die Fähigkeiten des Taiji Quan viele nachahmer hervorgebracht hat, ist sodann Themea. Aber oftmals bleiben diese nur an der Oberfläche der Möglichkeiten und es entsteht nur ein „Stark überwindet Schwach“ „Schnell überwindet Langsam“. Voraussetzungen dafür sind aber nur konstitutionelle Voraussetzungen, keine Martial Arts Fähigkeiten.
Das Negieren von Muskelkraft in weiten teilen ist Grundlage des Taiji und wird mit dem Satz klar: „Mit wenigen Gramm tausend Kilo bewegen!“. Dies geht nur wenn man im Taiji das eigene (und später auch das des Gegners) Zentrum gefunden hat, aufrecht steht, die Hände aktiv und sanft zugleich bewegt. Dabei ist die „Doppelgewichtung“ (Körpergewicht über längere Zeit auf beiden Beinen verteilt) ein elementarer Fehler: damit ist es schwer flüssig und agil zu bleiben. Wenn also nach jahren des Übens jemand immer noch nicht weiss wie man Pang und Lü umsetzen kann, liegt dies meist an seiner „Doppelgewichtung“. Deshalb ist das Prinzip des Yin und Yang so wichtig! Dies ist die Grundlage für Tung Jin. (Nicht zu verwechseln mit Ting Jing: dem Gegner zuhören!)
Helfen sollen dabei folgende Techniken:
Nien/Nian: Sticking (kleben)
Tieh/ Tie: attaching forward (anhängen, nach vorn folgen)
Lien/Lian: Joining (Kontakt aufnehmen)
Sui: Following (Folgen)
Pu tui ting / Constant Contact (Kontakt halten)
Zum Schluss die Warnung vor dem Fehler: Vergessen was nah ist und das Ferne suchen, 100 Kilo einsetzen wollen statt wenige notwendige Gramm!

Jochen Wolfgramm

Jochen Wolfgramm Geboren am 25. Mai 1965, studierte erst in Münster Philosophie, Sinologie und Germanistik, beendete 1998 seine Ausbildung zum Physiotherapeuten (Sportphysiotherapeut seit 2000) und arbeitet seitdem in diesem Beruf. Seit 1989 betreibt er Gong Fu. Erst Qi Xing Tang Lang und Taiji Quan, jetzt Babu Tang Lang, Tong Bei Quan und Taiji Quan.

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