Beijing aus Marvins Sicht


Beijing 2010 – Tongbei

Ni Hao alle miteinander,
Nachdem unsere Bailunggruppe am 18.Juli in Beijing ankam, war die Vorfreude auf das Training schon sehr groß. Jeder war gespannt, was ihn in seinem Training bzw. seiner Trainingsgruppe erwarten würde. Ich hatte mich für die Tongbei Gruppe entschieden. Da ich Laoshi Zhang Xinbin, welcher zusammen mit Laoshi Chong Deshun das Tongbeitraining leiten würde schon aus Seminaren an unserer Schule und dem Trainingscamp in Belgien kannte, war ich besonders zuversichtlich, das mich ein interessantes Training erwarten würde.
Nun galt es nur noch am 19.Juli den Sommerpalast zu besichtigen und zehn Tage Training am Stück konnten losgehen. Zu Beginn standen die Tongbei Basics auf dem Plan. Dazu gehören verschiedene Übungen und Grundtechniken, um die für den Stil charakteristischen Bewegungsabläufe zu verinnerlichen. Bei diesen Basisübungen wurden wir immer wieder sehr genau und ausführlich von Laoshi Zhang und Laoshi Chong korrigiert. Eine besondere Hilfe war dabei auch Kim Haukland, welcher auch als Teilnehmer in unserer Tongbei Grubbe war, sich aber schon länger intensiv mit dem Stil auseinandersetzt. So hatte man gleich drei Ansprechpartner, wenn man einmal eine Technik nicht ganz verstanden hatte und bekam sie noch einmal genau erklärt.
In den nächsten Tagen wurden die Basisübungen immer ausgiebig wiederholt und vertieft. So übten wir die Techniken erst auf der Stelle, dann auch mit Schrittarbeit und schließlich in Bahnen mit einem Partner. Besonders die Temperaturen machten einem dabei zu schaffen. Bei 40 Grad im Schatten kam man an einigen Tagen fast an seine Grenzen. Besonders die Pfützen welche auf dem Boden zu sehen waren, nachdem man sein T-Shirt ausgewrungen hatte, verbildlichen die Anstrengungen. Trotzdem riss die Motivation nie ab. Nach einem Schluck Wasser sieht die Welt schon wieder anders aus.
In den weiteren Tagen kamen immer neue Tongbei Techniken hinzu und das Training gestaltete sich, nachdem die Basisübungen täglich runder liefen, immer anwendungsbezogener. Immer öfter übte man mit einem Partner die erlernten Techniken zusammen, wobei Laoshi Zhang und Laoshi Chong gern eingriffen und direkt am jeweiligen Schüler demonstrierten, worauf es bei den verschiedenen Techniken ankam. Dadurch verstand man schnell auf welches Detail man achten muss damit die Technik richtig funktioniert.
Während sich das Vormittagstraining auf die Tongbei Basisübungen und Anwendungen konzentrierte, erlernten wir am Nachmittag zusätzlich noch eine Tongbei Zweihand-Schwertform. Aufgrund ihrer komplexen Techniken und ihrer Länge haben wir sie leider nicht zu ende lernen können, aber das lässt sich hoffentlich noch nachholen. An den letzten Tagen konnten wir außerdem noch eine kurze Handform erlernen, in der die vorher trainierten Grundtechniken miteinander verbunden sind.
Die zehn Tage Tongbeitraining waren für mich auf jeden Fall eine große Bereicherung und haben in mir das Interesse geweckt mich mehr mit diesem Kung Fu Stil auseinander zusetzten. Weiterhin ist es mir durch das Erlernte nun auch besser möglich, meinen eigenen Kung Fu Stil neu zu hinterfragen und dabei über Gemeinsamkeiten und Unterschiede nachzudenken. Somit konnten meine Erwartungen an das Trainingscamp durch den Unterricht bei zwei wirklich außergewöhnlichen Lehrern und einer sehr freundlichen Trainingsatmosphäre noch übertroffen werden. Die im Trainingscamp gesammelten Eindrücken und auch die entstandenen Freundschaften wecken schon die Vorfreude auf das nächste Trainingscamp. Vielleicht sieht man sich ja da.

Bis dahin, Zai Jian
Marvin

Jochen Wolfgramm

Jochen Wolfgramm Geboren am 25. Mai 1965, studierte erst in Münster Philosophie, Sinologie und Germanistik, beendete 1998 seine Ausbildung zum Physiotherapeuten (Sportphysiotherapeut seit 2000) und arbeitet seitdem in diesem Beruf. Seit 1989 betreibt er Gong Fu. Erst Qi Xing Tang Lang und Taiji Quan, jetzt Babu Tang Lang, Tong Bei Quan und Taiji Quan.

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