Janine, Samstag 21.04.07

Vorbildlich und sportlich wie immer bin ich gestern Abend zum Freitags-Training mit dem Auto gefahren. Ich war etwas früher los, weil ich noch Saft holen und Pfand wegbringen wollte. Schließlich bin ich ja auch die Getränkefee. Scheinbar hat niemand so recht Lust den Apfelsaft von Kortes zu trinken, denn der steht schon seit Wochen in der Ecke. Aus lauter Not, weil sonst nix da ist, wird er dann so langsam doch getrunken. Meine Blümchen halten sich tapfer und haben erst mal ein Bad bekommen. Ist ja nichts peinlicher, wenn die Dinger eingehen…

Spärlich trudelten allmählich auch die anderen ein. Die ganzen Namen der neuesten Anfänger-Bagage kann ich mir trotz doppelter Vertretung nicht merken. Sind alle erst seit ein paar Wochen dabei. Altbekannte kamen nicht, so blieb ich an jenem Tag der einzige Gelbgurt.

Das Aufwärmtraining war wie üblich. Gelenke lockern und Beine aufwärmen. Als dann der Kreislauf geweckt war, bestand bei einigen schon wieder die Sorge Purzelbaum und Radschlag üben zu müssen. Immerhin bleiben die bedrohlichen Matten neuerdings liegen. Ich denke, sie dienen zur Zeit vorwiegend eher Dennis, der sich in der finalen Phase seiner Turniervorbereitung befindet. Mitte Mai will er es wagen im Vollkontakt zu kämpfen. Und ich hab mich auch entschlossen bei meinem Turnier-Debüt in Gevelsberg in die Halbvollen zu gehen und einen Leichtkontaktkampf zu wagen. Die paar Sparrings, die ich bisher hatte, haben mir immer tierischen Spaß gemacht.

Zurück zum Training: Die Turnübungen blieben aus, statt dessen haben wir Bagua gemacht. Es soll die Hüfte geschmeidiger und beweglicher machen. Danach ging es darum sicheren Stand bei einem Schlag zu haben. Nebenbei noch ein wenig Abhärtung für die Oberschenkel, indem wir uns quasi selbst gehauen haben. Die Schwierigkeit allerdings liegt darin, locker zu lassen und den Körper auf all seine Gliedmaßen in der Bewegung abzustimmen. Das „Sinken“, kann man damit vielleicht vergleichen, sein Körpergewicht und die Körperrotation gemeinsam in der Technik zu nutzen. Das erfordert langwieriges Üben und Körpergefühl, ist aber ungemein nötig, um tatsächlich Kung Fu zu lernen. Und das hat man auch nicht in der ersten Trainingsstunde kapiert. Das Bewusstsein ist bei mir über Monate gewachsen. Hilfreich war aber vor allem die Klosterwoche!

Zum Schluss übten Glenn und ich unsere Formen für Gevelsberg, während die Neuen Grundtechniken in der Gong Li Quan übten. Ich war mit meiner Vorführung nicht zufrieden. Die Müdigkeit war wohl Grund für meine schlechte Konzentration und wie immer ärgerte mich das. Den Technikfluss musste und werde ich allerdings noch üben. Erstaunlich, dass ich dann plötzlich nicht mehr den Plan hatte, welche Technik als nächstes kam. Anscheinend habe ich mich so sehr an die 2 Sekunden zwischen den einzelnen Techniken zum Überlegen gewöhnt. Obwohl ich die Form an sich im Schlaf kann. Hoffentlich dauert es nicht so lange, mir diese Marotte abzugewöhnen.

Völlig in Gedanken habe ich auch noch meinen Langstock stehen gelassen. Eigentlich wollte ich damit am Wochenende geübt haben. Tja, soll wohl keiner klauen. Dann werde ich ihn hoffentlich am Sonntag nach dem freien Training und Löwentanz nicht noch einmal stehen lassen.

Janine

Jochen Wolfgramm

Jochen Wolfgramm Geboren am 25. Mai 1965, studierte erst in Münster Philosophie, Sinologie und Germanistik, beendete 1998 seine Ausbildung zum Physiotherapeuten (Sportphysiotherapeut seit 2000) und arbeitet seitdem in diesem Beruf. Seit 1989 betreibt er Gong Fu. Erst Qi Xing Tang Lang und Taiji Quan, jetzt Babu Tang Lang, Tong Bei Quan und Taiji Quan.

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